Foto: Jutta Wekenmann
Vom Schmerz
Euer Schmerz ist das Zerbrechen der Schale, die euer Verstehen umschließt.
Wie der Kern der Frucht zerbrechen muss, damit sein Herz die Sonne erblicken kann,
so müsst auch ihr den Schmerz erleben.
Und könntet ihr in eurem Herzen das Staunen über die täglichen Dinge des Lebens bewahren,
würde euch der Schmerz nicht weniger wundersam scheinen als die Freude.
Und ihr würdet die Jahreszeiten eures Herzens hinnehmen,
wie ihr stets die Jahreszeiten hingenommen habt, die über eure Felder streifen.
Und ihr würdet die Winter eures Kummers mit Heiterkeit überstehen.
Vieles von eurem Schmerz ist selbst gewählt.
Er ist der bittere Trank, mit dem der Arzt in euch das kranke Ich heilt.
Daher traut dem Arzt und trinkt seine Arzneien schweigend und still.
Denn seine Hand, obwohl schwer und hart,
wird von der zarten Hand des Unsichtbaren gelenkt.
Und der Becher, den er bringt, ist, obwohl er eure Lippen verbrennt,
geformt aus dem Ton, den der Töpfer mit seinen heiligen Tränen benetzt hat.